Nach Nirgendwo?!
Utopie und Pessimismus in der Linken
Podiumsdiskussion mit Hans-Martin Schönherr-Mann und Alexander Neupert-Doppler am 9. 12. um 18 Uhr im Pöge-Haus (Hedwigstraße 20) in Leipzig
Angesichts der gravierenden politischen und ökologischen Verwerfungen der Gegenwart ist eine auffallende Konjunktur des Themas „Utopie“ zu beobachten. Die Sehnsucht nach einer radikal anderen Gesellschaft wächst; einer Gesellschaft, die im doppelten Sinne befriedet wäre: In der es keine Kriege mehr gäbe und keinen permanenten Kriegszustand zwischen Mensch und Natur. Zugleich wird dieses Verlangen kaum politisch konkret. In der emanzipatorischen Bewegung dominiert eher eine Mutlosigkeit in Sachen Utopie, man belässt es meist bei tagesaktuellen Empörungen und reformistischen Verbesserungsvorschlägen, obwohl man eigentlich weiß, dass angesichts des sich beschleunigenden Zusammenbruchs der gegenwärtigen Weltordnung die Forderung nach dem „ganz Anderen“ eigentlich ein Gebot der moralischen Verantwortung wie des politischen Realismus gleichermaßen wäre. Ist es nicht erst die Orientierung hin auf den Nicht-Ort, die es uns ermöglicht, einen politischen Standpunkt gegenüber der Unübersichtlichkeit der Gegenwart zu beziehen? Was hindert uns daran, den linken Pessimismus zu überwinden und hoffnungsfroh für eine grundsätzlich andere Welt einzutreten? Und worin liegt die Bedeutung von Utopien für den tagespolitischen Kampf? Oder ist es ganz im Gegenteil zu begrüßen, dass die linken Kräfte den „fixen Ideen“ und dem „Utopismus“ weitgehend abgeschworen haben? Zu diesen Fragen möchten wir mit den Philosophen Hans-Martin Schönherr-Mann und Alexander Neupert-Doppler – und euch – ins Gespräch kommen.
Die Veranstaltung wird auch auf Youtube live gestreamt (Link zum Stream).
Mit freundlicher Unterstützung der Sternburg-Brauerei.
Hans-Martin Schönherr-Mann ist Professor für politische Philosophie an der LMU München. Für die HARP hielt in den letzten Jahren drei Vorlesungsreihen zur „Philosophischen Kritik der Corona-Politik“ (Link) und veröffentlichte bei uns 2022 die dazugehörige Broschüre Medizin als göttliche Gewalt. Philosophische Kritik der Corona-Politik (Link). Zahlreiche Monographien zu verschiedensten Aspekten der politischen Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts liegen vor.
Alexander Neupert-Doppler ist Politikwissenschaftler und Philosoph. Die Utopie-Forschung gehört zu seinen Schwerpunktthemen. U.a. erschien von ihm 2015 der Band Utopie. Vom Roman zur Denkfigur (Stuttgart 2015) und Ökosozialismus. Eine Einführung (Wien 2022). Er publizierte zahlreiche weitere Monographien zu unterschiedlichen Aspekten linker Theoriebildung.