Am 11. 4., 2. 5., 20. 6., 11. 7., 8. 8. und 12. 9. live auf Youtube um jeweils 16 Uhr.
Idee & Konzeption: Paul Stephan & Emel Köse
Moderation: Paul Stephan
Diskutant/innnen: Thomas Rudhof-Seibert, Tobias Prüwer, Jonathan Eibisch, Emanuel Seitz, Paul Stephan, Michael Jekel, Konstanze Caysa, Lukas Meisner, Christian Saehrendt, Linda Lilith Obermayr, Atta Boy, Karsten Schubert, Xenia Wenzel, die Redaktion der Narthex, ein Mitglied von LaBandaVaga, Daniela Dahn, Peter Seyferth, Berno Hoffmann
Von einer „Krise der Linken“ zu sprechen, könnte auf den ersten Blick verwundern. Wenn man das herrschende Gerede betrachtet, könnte man fast meinen, dass die Linke – verstanden im weitesten Sinne der Gesamtheit der gesellschaftlichen Bewegungen und Tendenzen, die sich für die vollständige Emanzipation aller Menschen einsetzen – gerade ganz im Gegenteil von einem Sieg zum nächsten schreitet: Linke Themen wie die „grüne Wende“, „offene Grenzen“ für alle Geflüchteten, rassistische Polizeigewalt oder die mangelnde Repräsentation von Frauen auf der Führungsebene werden breit diskutiert und scheinen mitunter sogar der gesellschaftliche Konsens zumindest unter „gebildeten Menschen“ zu sein. Besonders von rechten Medien wird oft von einem „Linksruck“ gesprochen oder gar eine vermeintliche „kulturmarxistische“ Unterwanderung der Staatsapparate beklagt.
Dennoch bleibt ein Gefühl des Ungenügens. Oft wird kritisiert, dass sich die Siege der Linken rein auf das beschränken, was man einmal als „Überbau“ bezeichnete und mit der gesellschaftlichen „Basis“, also den Produktionsverhältnissen, nichts mehr zu tun haben: Klassische linke Forderungen wie eine Neuverteilung oder gar Kollektivierung des Eigentums an Boden und Produktionsmitteln oder eine Welt ohne Kriege geraten weitgehend in den Hintergrund und selbst bei Themen wie der Aufnahme von Flüchtlingen, der „grünen Wende“ oder gar dem „Great Reset“ nehmen sich die realen Erfolge der Linken relativ bescheiden aus – und provozieren zugleich eine massive Gegenreaktion von rechts. Die kulturelle Dominanz der Linken – sofern sie überhaupt besteht außerhalb sehr bestimmter sozialer Zonen – ist also womöglich gar als Symptom ihres politischen und ökonomischen Bedeutungsverlusts zu begreifen: Statt die Systemfrage, so eine mögliche Diagnose, zu stellen oder wenigstens einen radikalen Reformismus zu vertreten, begnügt man sich mit symbolischen Zugeständnissen und ein paar Pöstchen in gesamtgesellschaftlich gesehen eher irrelevanten Teilen der Staatsapparate. Zuletzt in der Corona-Krise hat sich die Linke als nahezu vollkommen unfähig erwiesen, eine eigenständige gemeinsame Antwort auf die soziale Situation zu finden.
Wenn dem so ist: Wie kann die Linke wieder in die Offensive kommen? Diese Frage wollen wir nicht als politische Strategiediskussion aufwerfen, sondern als genuin philosophische: Wie kann das linke Projekt als philosophische Idee im 21. Jahrhundert reartikuliert werden? Was könnten genuin linke Antworten auf die Herausforderungen der heutigen Gesellschaft sein? Wie könnte man das Bündnis zwischen linken und neoliberalen Kräften schon auf der theoretischen Ebene brechen?
Diese und verwandte Fragen wollen wir ergebnisoffen diskutieren und dabei die ausgetretenen Pfade existierender Theoriedebatten und Feuilletonartikel verlassen: Sie sollen auf ein philosophisches Niveau gehievt werden – und dadurch sollen, sofern das Experiment gelingt, auch ganz neue Handlungsalternativen für die konkrete politische Praxis aufscheinen.
Die Diskussionen finden jeweils als Livestream auf Youtube statt, die Zuschauer/innen können sich über den Chat beteiligen. Man kann sich die Gespräche aber auch im Nachgang noch auf Youtube ansehen (Link zur Playlist auf Youtube). (Continued)