Skip to content

Ergebnis des Eos-Preises 2020

Nach langen und kontroversen Diskussionen kürte die Jury mittlerweile die drei Gewinner des diesjährigen Eos-Preises für philosophische Essayistik zu Frage „Was bedeutet 1989 für das Denken von Geschichte“ (Link zur Ausschreibung):

1) Michael Meyer-Albert: Vorübergehen. 1989 als eine Fortsetzung des Endens der Geschichte

2) Linda Lilith Obermayr: Das Schmettern des gallischen Hahns oder Kritik des Geschichtsdeterminismus

3) Tom Kobrow: Markiert der Mauerfall von 1989 das Ende der Geschichte?

Wir gratulieren sehr herzlich und danken auch allen anderen Einsendern für die zahlreich interessanten Einreichungen in diesem Jahr. Die feierliche Preisverleihung wird voraussichtlich Ende Januar in Leipzig stattfinden.

Zwei ausgewählte nicht ausgezeichnete, aber trotzdem sehr gute, Einsendungen haben wir bereits auf dem HARPblog veröffentlicht (Link). Die drei Gewinneressays wird man in der kommenden Ausgabe der Narthex nachlesen können.

Bedeutende Bärte – Virtuelle Buchvorstellung mit dem Autor

Anfang des Jahres hat der in Leipzig lebende Philosoph Paul Stephan sein Buch Bedeutende Bärte. Eine Philosophie der Gesichtsbehaarung vorgelegt. Der Narthex-Redakteur Tilman wird mit ihm über das Buch sprechen – und er wird sich auch haarigen Nachfragen des Publikums stellen.

Paul Stephan verfasste die seit gut 150 Jahren erste Monographie zu diesem selten beachteten Thema. Von der Bartverehrung der alten Griechen bis zum Barthass der analytischen Philosophie lässt er so gut wie nichts aus. Profund untersucht er in dem Buch, was politische und philosophische Implikationen einer bestimmten Bartmode sind, und wie sich ausgehend vom Thema des Bartes eine Physiognomie unserer Epoche entwickeln lässt.

Der Livestream soll am 26. September ab 15 Uhr (Link) stattfinden und danach auf auf dem Youtube-Kanal der HARP (Link) verfügbar bleiben.

Link zum Essay Lasst tausend Bärte sprießen! von Paul Stephan, in dem er einige Thesen des Buches zusammenfasst.

Link zu einem Vortrag zum Buch von Paul Stephan, ebenfalls auf dem Youtube-Kanal der HARP.

Nachtrag: Der Mitschnitt des Livestreams kann hier angesehen werden.

Einsendeschluss Bilderwettbewerb verlängert

Die Deadline für unseren Wettbewerb „Dein Bild der DDR“ wurde bis zum 31. August verlängert. Alle Informationen dazu findet ihr hier.

Neuer Diskussionsverteiler

Zusätzlich zu unserem bestehenden Newsletter haben wir aufgrund der starken Nachfrage in den letzten Wochen einen philosophischen Diskussions-Mail-Verteiler eingerichtet, auf dem nach Herzenslust zu entsprechenden Themen diskutiert werden kann. Wer dort eingetragen werden will, der kann uns gerne kontaktieren.

Online-Lesekreis und -Diskussionsgruppe wegen Corona

Hoffnung dieser Erwartungs-Gegenaffekt gegen Angst und Furcht, ist deshalb die menschlichste aller Gemütsbewegungen und nur Menschen zugänglich, sie ist zugleich auf den weitesten und den hellsten Horizont bezogen.

Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung Bd. 1. Frankfurt a. M. 1976, S. 83 f.

Aufgrund der Corona-Krise trifft sich die Arbeitsgruppe Leipzig ab sofort häufiger als gewöhnlich und per Skype. Wir diskutieren gerade über die aktuelle Corona-Politik und lesen Ausschnitte aus Das Prinzip Hoffnung von Ernst Bloch. Wir sind aber auch für alternative Vorschläge offen.

Die Treffen sind ab sofort für alle Interessierten aus der ganzen Welt geöffnet, kontaktiert uns einfach bei Interesse.

Thema der Narthex 7: Von der Leyen – Feministin, Philosophin, Führerin

Bildquelle: https://www.flickr.com/photos/european_parliament/48298975382

Eigentlich wollten wir die sechste Ausgabe der Narthex ja der Philosophie Sahra Wagenknechts widmen. Da unser Mäzen jedoch leider absprang, konnten wir unsere hochtrabenden Pläne leider nicht verwirklichen und müssen uns darum mit dem Thema „DDR“ als ‚Wagenknecht light‘ gewissermaßen abfinden.

Als unverbesserliche Feminist*innen, die wir nun einmal sind, wollen wir nun aber endlich doch einmal eine Ausgabe zu einer bedeutenden Philosophin der Gegenwart gestalten. Die Wahl fiel uns nicht schwer: Sie traf Ursula von der Leyen. Wenn Wagenknecht der Marx des 21. Jahrhunderts wäre, dann von der Leyen die Wiedergeburt der imaginären Leibesfrucht von Carl Schmitt und Rosa Luxemburg in einer Person. Die Mutter von sieben Kindern bewies sich als Familien- und Arbeitsministerin und sanierte erfolgreich die Bundeswehr, die unter ihrer Ägide wieder zur kampffähigsten und effizientesten Streitmacht der Welt wurde – nun ist sie der europäische Obama und wird uns durch die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg leiten.

Den gegenwärtigen Corona-Ausnahmezustand meistert sie mit gewohnter Souveränität und bringt der EU nun endlich die lang ersehnte Einheitlichkeit unter einer starken, ruhigen und entschlossenen Hand. Sie rettet das Klima, sie verteidigt wie eine Jean d’Arc unserer Zeit die Grenzen des Reiches gegen einfallende Barbar*innenhorden. Ihr politisches Talent geht sogar so weit, dass sie der/die wohl erste demokratische Politiker*in ist, die eine Wahl gewann, zu der sie gar nicht angetreten ist. Von einem Schmittianischen Demokratiebegriff belehrt, erblicken darin nur eitle formalistische Spötter*innen, die die Zeichen der Zeit verkannt haben, vom Schlage der ewig unbelehrbaren deutschen, antifeministischen Sozialdemokratie darin einen Skandal: Was der eigentliche Volkswille ist, bestimmt sich eben nicht an der Wahlurne, sondern kann sich, ähnlich der Kaiserkrönung im Heiligen Römischen Reich, dem Vorgängerstaat der heutigen EU, auch durch eine Kür der erwählten Fürsten erweisen. So ist von der Leyen nicht zuletzt eines: Die lang ersehnte Widergeburt des „Barbarossa“, von Friedrich dem II., dem der große Ernst Kantorowicz seine monumentale Studie widmete. Wie der ewig-junge Sonnengott wird von der Leyen Europa gegen äußere Bedrohungen und innere Unruhestifter*innen verteidigen und zu einer einzigartigen kulturellen Blüte führen. Sie ist die Philosophin auf dem Thron, von dem die Weisen seit Plato träumten, sie realisiert den Traum Napoleons und vieler anderer großer Staatsmänner und -frauen von einem europäischen Friedensreichs, sie wird den Muslim*innen ein weiteres Mal den Weg nach Wien wehren, ihr Hofstaat wird die größten Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Gelehrt*innen aus aller Welt versammeln und das Epizentrum einer neuen Renaissance sein. Wenn Stalin, ein Wort Blochs aufgreifend, Jesus mit dem Maschinengewehr gewesen ist, dann ist von der Leyen die Mutter Gottes mit der Fernbedienung für Drohnen, immer bereit für den Erstschlag.

Wir informieren bereits jetzt über einige bereits feststehende Beiträge:

Einen Text wird Ursula von der Leyen nicht beisteuern, aber sie wird als Mitherausgeberin des Hefts fungieren.[1]Sie hatte eigentlich geplant gehabt, eine Reihe von Aphorismen beizutragen, die jedoch, wie sie uns versicherte, bei einem Datenverlust ihres Handys, auf dem sie sie gespeichert hatte, verloren … Continue reading

Die bedeutende feministische Philosophin Adelheid Mittgard wird in einem Artikel die Verdienste von der Leyens für die Rechte der Frauen und LDTIQ-Individuen hervorheben. Die Präsidentin der EU-Kommission sei eine Vorkämpferin der Frauenemanzipation, eine Inspirationsquelle für Millionen junger Frauen und auch Männer. Den alten weißen Männern ein Dorn im Auge, eine mutige Einzelkämpferin, die sich gegen eine Mauer des Widerstandes durchgesetzt habe und nun (viele) Mauern durchbreche.

Erwartungsgemäß wird es sich auch Paul Stephan wieder einmal nicht nehmen lassen, sich auch zu diesem Thema zu äußern. Unter dem Titel Diese Hände! will er die mediale Inszenierung von von der Leyens Händen untersuchen als Versuch des Begreifens des Begreifens. Seine These lautet, dass man an ihrer Politik dies oder jenes kritisieren mag – an der Integrität ihrer Greiforgane bestehe hingegen kein Zweifel und dies verbürge die Alternativlosigkeit ihrer Handlungen.

Andreas Urs Sommer wird sich in einem Artikel mit von der Leyens ungeschriebenem Hauptwerk Meine Philosophie auseinandersetzen. Er wagt darin die Prognose, dass es auch ungeschrieben bleiben werde, da von der Leyens Nicht-Philosophieren genau der Witz ihrer Philosophie sei: Praxis gehe für sie dem Denken voraus, die mutige Entscheidung der Reflexion, der Führer*innenentscheid dem Parlamentsbeschluss, die Direktive der Wahl. (siehe Nachtrag unten)

Christine Lagarde wird einen Artikel mit dem Titel Phänomenologie der Korruption beisteuern. Im Gegensatz zu objektivistischen Betrachtungsweisen dieses oft vernachlässigten Gegenstandes, die sich ihm nur aus der Beobachter*innenperspektive nähern, wählt Lagarde eine praxeologische Innenperspektive, um ihn in seiner Erlebnisqualität hervortreten zu lassen. Ihr gelingt es durch diesen bahnbrechenden Ansatz, die Motive für Korruption verständlich zu machen und den Beigeschmack der moralischen Verwerflichkeit, der ihr leider vielfach noch anhaftet, zumindest ein wenig zu überzuckern. Korruption habe jedoch auch sehr viel mit positiv besetzten Werten wie Freundschaft, Loyalität und Verschwiegenheit zu tun und werde zu Unrecht einseitig negativ beurteilt; ein Gemeinwesen könne ohne sie ebenso wenig existieren wie eine moderne Behörde ohne externe Berater*innen oder ein modernes Parlament ohne Berater*innen aus der Wirtschaft.

Der ungarische Philosoph Nándor Nagy schließt sich den Würdigungen von von der Leyens an und erblickt in ihr eine „Magyarin des Geistes“, die sich erfolgreich für die Etablierung ungarischer Werte wie Disziplin, Solidarität und Gemeinsinn auf gesamteuropäischer Ebene einsetze. Einzig die von ihr favorisierte Corona-Politik sei noch ein wenig zu zörgerlich, hier gelte es nachzubessern.

Weitere Artikel werden folgen; die Preisfrage für den Eos-Preis 2021 wird voraussichtlich lauten: „Inwiefern ist Ursula von der Leyen die Retterin Europas oder sogar der Welt?“

 

***

Nachtrag:

Uns ist ein kleiner Fehler bezüglich Andreas Urs Sommers Artikel unterlaufen. Wir werden voraussichtlich sein romantisches Epos in 6.666 Strophen Flinten-Uschi. Oder die Nachtseite des Denkens abdrucken, an dem auch Durs Grünbein beteiligt sein wird.

 

References

References
1 Sie hatte eigentlich geplant gehabt, eine Reihe von Aphorismen beizutragen, die jedoch, wie sie uns versicherte, bei einem Datenverlust ihres Handys, auf dem sie sie gespeichert hatte, verloren gegangen seien.

Die Technik der Naturalisierung. Maß, Messung, Maschine

Die Corona-Krise ist nicht zuletzt auch eine Krise der wissenschaftlichen Methodik: Sie zeigt deutlich, dass die Quantifizierungs- und Testverfahren der Ärzte der Realität der Krankheit und des Todes einerseits nicht gerecht werden, andererseits die Krise überhaupt erst produzieren, indem größtenteils recht unspezifische Krankheitsverläufe auf den Nenner „Corona“ bringen und sie dadurch überhaupt erst zu einer bekämpfenswerten Pandemie machen. Was da genau getestet wird, ist mitunter gar nicht so genau klar bzw. für den Laien kaum verständlich. Bis jetzt ist es rätselhaft, warum sich der Virus in unterschiedlichen Ländern so komplett anders verhält und ob das nicht nur das Resultat einer unterschiedlichen Methodik sein könnte. Wer zählt bspw. überhaupt als Corona-Toter, wenn diese Krankheit offenbar fast nur Menschen tötet, die bereits schwere, teilweise mehrere, Vorerkrankungen aufweisen?

Wir starren jedenfalls gebannt auf die Zahlen so als wären sie Orakel, die uns das Ende des aktuellen Ausnahmezustands verkünden könnten. Vielleicht sollten wir aber auch einen Schritt zurücktreten und grundsätzlich darüber nachdenken, was die Schwächen unserer quantifizierenden Herangehensweise an die Welt sind und wie eine Alternative dazu aussehen könnte. Überlegungen in dieser Richtung hat in der Narthex 4 Frank Engster in seinem Artikel Die Technik der Naturalisierung. Maß, Messung, Maschine angestellt, den wir anlässlich der Corona-Krise kostenlos zum Download zur Verfügung stellen. Die komplette Ausgabe kann direkt bei uns oder über Booklooker bestellt werden.

Link zum Artikel

Weitere kritische Analysen zur Corona-Krise veröffentlichen wir gegenwärtig zudem auf dem HARPblog. Wir freuen uns auch über Gastbeiträge zu diesem Thema und publizieren sie im Schnellverfahren, sofern die Qualität stimmt.

14. 3. 2020: Buchvorstellung „Links-Nietzscheanismus. Eine Einführung“ Band I

Am 14. März findet um 17 Uhr im Pöge-Haus in Leipzig (Hedwigstraße 20) die Vorstellung des ersten Bandes des Buches Links–Nietzscheanismus. Eine Einführung mit dem Autor Paul Stephan statt. In diesem ersten Band geht vor allem um Nietzsche selbst: Welche Potentiale gibt es in Nietzsches wildem, unsystematischen Denken, die von linker Seite aus angeeignet worden sind – und welche sperren sich dieser Aneignung aus prinzipiellen Gründen bzw. sind von rechts angeeignet worden. In dem ca. 130 Seiten dicken Band geht Paul Stephan u. a. auf Nietzsches Kritik der Metaphysik und Moral ein, auf seine Polemik gegen die moderne Welt, seinen Individualismus, sein Plädoyer für Leib- und Naturverbundenheit, aber auch konkretere Themen wie sein Verhältnis zum Antisemitismus, zur Arbeiterbewegung und zum Feminismus. Ihm geht es dabei vor allem darum, Nietzsches Denken nicht voreilig zu vereinheitlichen, sondern in seiner Vielfalt, Vieldeutigkeit und sogar Widersprüchlichkeit kenntlich zu machen. – Und dies vor dem Hintergrund der leitenden Frage, inwiefern diese eigenwillige Philosophie heute für eine linke Praxis fruchtbar gemacht werden könnte.

Paul Stephan wird seine wichtigsten Thesen zur Diskussion stellen.

Link zur Verlagsseite

Link zur Website zum Buch

Anmerkung: Diese Veranstaltung wird trotz der Absage der Buchmesse stattfinden, da sie nicht Teil der offiziellen Buchmesse ist.

Die Veranstaltung wird aufgrund der aktuellen Entwicklung jetzt doch verschoben!

Eos-Preis für philosophische Essayistik zur Frage: „Was bedeutet 1989 für das Denken von Geschichte?“

Eos-Preis für philosophische Essayistik zur Frage: Was bedeutet 1989 für das Denken von Geschichte?

Demonstration am 4. November 1989 in Berlin; Bundesarchiv, Bild 183-1989-1104-437 / Settnik, Bernd / CC-BY-SA 3.0

Was wir beobachten, ist vielleicht nicht nur das Ende des Kalten Krieges oder wie eine bestimmte Periode der Nachkriegsgeschichte vergeht, sondern das Ende der Geschichte selbst: das heißt den Endpunkt der ideellen Entwicklung der Menschheit und die Universalisierung der liberalen, westlichen Demokratie als finales Stadium menschlicher Regierungsformen.“ (Francis Fukuyama im Sommer 1989)

Nicht der Sozialismus stirbt, sondern der ‚rohe Kommunismus‘. Man hat den Eindruck einer Metamorphose. Eine Haut wird abgestoßen, die schon tot ist. Und dies hängt natürlich mit der Entwicklung der Zyklen der Weltwirtschaft zusammen. …“ (Peter Ruben im November 1989)

So wie in der institutionellen Aktualisierung Westeuropas im Jahr 1968 ein ‚Wind des Wahnsinns‘ zu spüren gewesen ist, so war auch 1989 ein Wind des Wahnsinns […] spürbar. Das klarste Zeichen dafür waren der radikale Anklang für die am wenigsten plausible aller prosystemischen Ideologien – namentlich die monetaristische Ideologie gnadenloser ‚Ökonomisierung‘ als Weg zu westlichem Wohlstand und westlicher Macht.“ (Arrighi/Hopkins/Wallerstein 1992)

Das starke Gefühl vom November 1989, jene unmittelbare Gewissheit, noch einmal geschehende Geschichte zu erleben, war dadurch mitbedingt, dass die Öffnung der Mauer eine so unvorhergesehene wie dramaturgisch unentbehrliche Abschlussfigur der revolutionsgeschichtlichen Sequenz darstellte, die seinerzeit im Pariser Juli begonnen hatte, um nun, zufällig und zwingend, in einem Berliner Spätherbst zu enden.“ (Peter Sloterdijk 2019)

Eine wirkliche Erneuerung der Linken in Gesamtdeutschland kann nur erfolgreich sein, wenn sie nicht nur, wie die Westlinke, das Erbe von 1968 antritt, sondern auch das Erbe des einzigen sozialistischen Staates auf deutschem Boden sowie der letzten sozialistischen Revolution auf deutschem Boden.“ (ein Leipziger Pamphletist 2019)

Mit unserer diesjährigen Preisfrage zielen wir auf verschiedene geschichtsphilosophische Dimensionen der Ereignisse um 1989 zwischen utopischer Hoffnung auf eine Weiterentwicklung des Sozialismus und der Perspektive einer kapitalistischen Restauration ab. Wie steht es um die These vom „Ende der Geschichte“? Kann es eine Geschichtsphilosophie nach 1989 geben und inwiefern ist es dafür unabdingbar, den Moment 1989 gleichsam als Prisma für die Geschichte der DDR in globalem Kontext zu reflektieren? Lässt die denkerische Durchdringung von 1989 neue Rückschlüsse auf das Problem der Aufhebung der Philosophie als ihrer Realisierung zu? Stellt die DDR einen Bruch oder eine Kontinuität in der Geschichte in der Tradition der Aufklärung dar, die als Sackgasse verworfen werden muss oder an die angeknüpft werden kann? Oder stellt sie nur eine „Fußnote in der Weltgeschichte“ (Hans-Ulrich Wehler in Anknüpfung an Stefan Heym) dar, die man getrost ignorieren kann? Welche Linien schließlich wirft der Moment 1989 auch heute noch gerade in seinen unrealisierten Potentialen in Gegenwart und Zukunft?

Die Halkyonische Assoziation für radikale Philosophie (HARP) und die Thumm-Stiftung vergeben gemeinsam den Eos-Preis für philosophische Essayistik für Beiträge, die sich mit der genannten Preisfrage auseinandersetzen. Diese sollten im Ansatz sowohl originell als auch schlüssig argumentiert sein und sich nicht ausschließlich an ein akademisches Publikum richten. (Continued)

Gesucht: Dein Bild der DDR

Flagge für Hilfsschiffe der DDR-Marine

Georg Wilhelm Friedrich Hegel bezeichnete die Kunst einst als „sinnliches Scheinen der Idee“. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Narthex. Heft für radikales Denken versuchen wir auszuloten, was es heißt, die DDR als philosophische Idee zu denken: als in der deutschen Geschichte wohl einmaligen Versuch der realen Verwirklichung bestimmter philosophischer Ideale.

Da wir uns selbst eher für das Textliche zuständig fühlen, fragen wir nun euch nach Bildern, die den philosophischen Kern der DDR – also das Wesen, die Essenz, den Sp(i)rit dieses eigenartigen Staates – für euch auf den Punkt bringen. Ist es die Berliner Mauer, die der kommunistische Dichter Peter Hacks unter Bezugnahme auf Hegels Kunstbegriff als „der Erdenwunder schönstes“ bezeichnete, da sie eben nicht nur schön, sondern zugleich auch wahr und gut gewesen sei? Ist es die zweitgrößte Porträtbüste der Welt, die bis heute die Innenstadt von „Karl-Marx-Stadt“ verziert? Der Trabant? Das Sandmännchen? Die Flagge? Das Gesicht Erich Honeckers? Der Hut Egon Olsens? …

Eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Es kann sich um Bilder der unterschiedlichsten Art handeln: Überbleibsel der eigenen Kindheit, Zeitdokumente aus Omas Photoalbum, Collagen, Zeichnungen, Memes … Wichtig sind nur folgende Kriterien:

  • Pro Einsender/in sind maximal drei Bilder gestattet.
  • Die Bilder sollten in schwarz/weiß sein (von wegen „Farbfilm vergessen“ …).
  • Ihr müsst über das alleinige Urheberrecht über das Bild verfügen und es dürfen auf ihm keine Rechte Dritter berührt werden.
  • Das Bild darf nicht bereits irgendwo veröffentlicht gewesen sein.
  • Ihr erklärt euch mit dem Abdruck der Bilder in der Narthex und ihrer Verwendung im Kontext unserer Öffentlichkeitsarbeit einverstanden.

Alle Einsendungen, die wir ins Heft aufnehmen oder in anderer Form verwenden, werden wir mit einem Paket aus allen Ausgaben der Narthex von der zweiten bis zur sechsten Ausgabe belohnen. Die Einsender/innen, deren Bilder das Cover verzieren, werden zusätzlich zur Release-Veranstaltung des Hefts eingeladen und erhalten ein Exemplar des Buches Alcyone. Nietzsche on Gifts, Noise, and Women von Gary Shapiro.

Schickt eure Bilder mitsamt einem kurzen Text, warum ihr sie ausgewählt habt, bitte bis zum 31. Juli 2020 bis zum 31. August 2020 an harp[at]riseup.net, am besten als JPG-Datei in einer Mindestauflösung von 300 dpi.