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Barbara Holland-Cunz über Marx(ismus) und Feminismus

Als kleines Geschenk zum diesjährigen Weltfrauentag und als Geburtstagsgeschenk an unsere treuen Unterstützerinnen und Unterstützer stellen wir einen passenden Auszug aus der Narthex 4, nämlich unseren E-Mail-Dialog mit der Gießener Professorin Barbara Holland-Cunz, nun kostenlos zum Download zur Verfügung. Wir haben mit ihr über brisante Fragen der gegenwärtigen linken und feministischen Debatten gesprochen, u. a. den Band Beißreflexe, die Relevanz materialistischer Theoriebildung, die Rolle von Friedrich Engels als oftmals unterschlagenem Vordenker eines, wie man heute sagen würde, „intersektionalen“ Feminismus und die Utopie einer Rückkehr des ‚Urmatriarchats‘ (vgl. hierzu einen älteren Text von Paul Stephan auf dem HARPblog; dort finden sich auch zahlreiche weitere Artikel zum Thema Feminismus).

Link zum Dialog

Die Philosophie ist immer noch eine krasse Männerdomäne, entsprechend sind auch wir (leider) ein eher männlich dominiertes Projekt; bedeutende Philosophen wie selbst Kant haben Frauen immer wieder die Fähigkeit abgesprochen, philosophisch zu denken. Viele Frauen, die Wichtiges zur Philosophie beitrugen, wurden bewusst verschwiegen. Man denke etwa an die Protofeministin Marie le Jars de Gournay, die u. a. den immer noch lesenswerten Grief des Dames, die „Klage der Frauen“, verfasste, in dem sie sich wortgewandt über eben jene Ausgrenzung beschwert:

Bienheureux es-tu, lecteur, si tu n’es point de ce sexe, qu’on interdict de tous les biens, l’interdisant de la liberté : ouy qu’on interdict encore à peu pres, de toutes les vertus, luy soustrayant le pouvoir, en la moderation duquel la pluspart, d’elles se forment ; afin de luy constituer pour seule felicité, pour vertus souveraines et seules, ignorer, faire le sot et servir. (Quelle)

Sie spottet:

Cetuy-là disant trente sottises, emportera le prix encore par sa barbe. Cestuy-cy sera frappé qui n’a pas l’entendement de le sentir d’une main de femme : et tel autre le sent, qui tourne le discours en risee, ou bien en escopeterie de caquet perpetuel, sans donner place aux responces : ou il le tourne ailleurs, et se met à vomir plaisamment force belles choses qu’on ne luy demande pas.

Sie gab die Schriften ihres Mentors Montaigne heraus und versah sie mit einem beachtlichen Vorwort, ohne sie wäre Montaigne wohl kaum berühmt geworden. Erst 1989 erschien jedoch wieder eine Ausgabe von Montaignes Essays, die es enthielt. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.

Wir finden es gut, dass sich daran viel geändert hat und in den nächsten Jahren sicher noch viel ändern wird.