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Narthex Vol. 1 – Zwei Zombies. Gott, das Subjekt und mehr

Mit Stolz und Freude verkündet die „Halkyonische Assoziation für radikale Philosophie“ das Erscheinen der ersten (und hoffentlich: nicht letzten) Ausgabe ihrer Zeitschrift Narthex. Heft für radikales Denken:

 

Titelblatt

(Kompletter Umschlag als pdf)

Die Broschüre dokumentiert auf 87 Seiten die Vorträge der HARP in den letzten Monaten.

Die Artikel im Einzelnen:

Zum Schwerpunktthema „Zwei Zombies. Subjekt und Gott“:

– Alp Kayserilioglu: Herausbildung von Subjektivität im Spätkapitalismus. Einige Überlegungen zu Adornos Spätwerk

– Jonathan Klein: Wiederauferstehung des Subjekts. Subjekt und Autonomie nach Cornelius Castoriadis

– Georg Spoo: Rettung der Religion durch ihre Kritik. Feuerbachs Religionskritik und Marx‘ Feuerbachkritik

– Paul Stephan: „Unsere Atheisten sind fromme Leute.“ Die ambivalente Religionskritik bei Max Stirner und Friedrich Nietzsche (mit einigen Anmerkungen zur Marx-Stirner-Kontroverse)

Darüber hinaus zwei Zusatzartikel:

– Harald Strauß: Was ist ein Mathem (der Ökonomie)?

– Achim Szepanski: Laruelle und die Non-Philosophie

 

Link zum vollständigen Inhaltsverzeichnis als pdf.

 

Über unser Konzept und die Bedeutung der Metapher des Narthex-Stängels informiert ausführlicher unser Editorial (Link zum Download als pdf).

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei all den zahlreichen Helfer_innen und natürlich auch den Autor_innen für ihr größtenteils 100 %ig ehrenamtliches Engagement. Insbesondere danken wir für die optische Gestaltung des Hefts dem Künstler Zarathroxa für die phantastischen Illustrationen, der Künstlerin Jennifer Gelardo für einige sehr nützliche Ratschläge und das HARP-Logo und – die wichtigste Person zuletzt – der Layouterin Lisa Herzog, die wirklich eine großartige Arbeit geleistet hat.

Was die Artikel betrifft freuen wir uns ganz besonders darüber, mit dem Beitrag von Achim Szepanski den wahrscheinlich ersten deutschsprachigen Artikel über François Laruelle publizieren zu dürfen.

Erwähnt sei hier außerdem, da dies im Eifer des Gefechts der Endredaktion vergessen wurde, noch Sarah Rosenhauer für ihre Hilfe beim Lektorat.

Wir hätten die Zeitschrift nicht realisieren können ohne die freundliche finanzielle Unterstützung durch den studentischen Projektrat, den AStA, die Fachschaftenkonferenz und die Fachschaft 10 der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Trotz dieser Unterstützung sind wir zur vollständigen Abdeckung aller Kosten allerdings auf Spenden angewiesen, weshalb wir die Broschüre zu einem Preis von 1 € als gedrucktes Heft vertreiben. Darüber hinaus freuen wir uns natürlich über weitere Spenden, die uns auch in Zukunft die Realisierung von Projekten wie diesem ermöglichen; etwa über paypal oder flattr.com.

Als Ebook steht die Zeitschrift mittlerweile zum kostenlosen Download als pdf zur Verfügung (über Spenden bei Gefallen freuen wir uns natürlich trotzdem): Link

Den offiziellen Release der Zeitschrift wollen wir am 4. 2. in Verbindung mit dem Vortrag von Matthias Steingass über Non-Buddhismus begehen.

Beziehen kann man die Zeitschrift bei all unseren Veranstaltungen, per Email an uns oder über unseren Vertriebspartner, das Online-Antiquariat VLCRbooks als gedruckte Broschüre, oder an folgenden Orten:

– In Frankfurt am Main: Uni Campus Westend: TuCa im PEG und Campus-Trinkhalle, Uni Campus Bockenheim: Café KoZ, Karl-Marx-Buchhandlung, den Veranstaltungen von Donuts & Diamonds, im SIKS, in der Autorenbuchhandlung Marx & Co.

– In Berlin: b_books

– In Freiburg: Jos Fritz Bücher

Wir freuen uns über jeden, der uns hilft, neue Vertriebswege aufzutun!

Drei Vorträge im neuen Jahr

Die „Halkyonische Assoziation für radikale Philosophie“ lädt zu drei neuen Vorträgen im Jahr 2015 ein, die mehr oder weniger lose an die Themen des letzten Jahres (Religions- und Subjektkritik) anknüpfen werden.

Gefördert werden wir vom studentischen Projektrat und der Fachschaft 3 der Uni Frankfurt.

Die Vorträge werden diesmal in den Räumlichkeiten des SIKS e. V. (Koblenzer Straße 9, ffm) stattfinden:

Mi, 21. 1., 19 Uhr: Achim Szepanski: DARK DELEUZE: Subjektivierung als Falle

Mi, 4. 2., 19 Uhr: Matthias Steingass: Der Spekulative Non-Buddhismus, eine Antwort auf den Kitsch des Erleuchteten [& Release der ersten Ausgabe von „Narthex. Heft für radikales Denken“]

Sa, 14. 2., 18 Uhr: Micha Böhme: Von Lust & Gefahr, sich im Anderen zu verlieren. Ein Vortrag über die regressive Wiederkunft des Riechens im Antisemitismus

 

***

 

(Continued)

Mitschnitt des Vortrags vom 8. 10.

Mittlerweile ist der Mitschnitt des Vortrags vom 8. 10. mit Frank Engster und Achim Szepanski online.

Zum Vortrag

Vorstellung der HARP für die aktuelle AStA-Zeitung

(Geschrieben für die AStA-Zeitung der Uni Frankfurt, Herbst-Ausgabe 2014)

 

Vorstellung der „Halkyonischen Assoziation

 

für radikale Philosophie“

 

Was ist die HARP?

In eine mathematische Formel gefasst:

H + A + R + P = HARP

Erläuterung der Bestandteile:

H: „Halkyonisch“, ein von Nietzsche entwendeter Begriff, den er wiederum antiken Autoren entwendet. Zentral ist für uns an diesem eigenartigen Begriff die Konnotation, dass unter „halkyonischen Tagen“ im antiken Griechenland eine Zeit der Windstille verstanden wurde. Wörtlich bedeutet „hal-kyonisch“ „auf dem Meer brütend“. Gemeint ist der auf dem Meer brütende Eisvogel – der dies eben nur während „halkyonischen Tage“ tun kann. Vielleicht ist der Eisvogel der ideale Philosoph? Der wäre jedoch zugleich auf das Meer angewiesen als Gefährdung wie Ermöglichungsbedingung und Basis seines Brutgeschäfts.

A: „An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“ (Marx / Engels: Manifest der kommunistischen Partei) Eine Assoziation hat einen loseren, diffuseren Charakter als ein Verein oder eine Gesellschaft. Individuen treffen zusammen für einen bestimmten Zweck und trennen sich wieder. Die Assoziation ist nichts, was außerhalb dieser Beziehung existieren und zu einem die Assoziierten beherrschenden Fetisch würde. (Insofern gibt es im Grunde keine formelle Mitgliedschaft in der HARP – Mitglied ist schlicht, wer sich praktisch assoziiert.)

R: „Radikal“ leitet sich von lateinisch „radix“, die Wurzel, ab. Es geht also darum, die Dinge von ihrem Ursprung her zu betrachten und somit grundsätzlich in Frage zu stellen. Dieses Fragen ist, wie auch immer man diesen Ursprung bestimmen mag, für uns das Wesen philosophischer Betrachtung und hat stets eine gesellschaftskritische Komponente.

P: Philosophie bedeutet bekanntermaßen „Liebe zur Weisheit“. Wichtig ist uns hierbei, dass diese Liebe sich selbst treu bleibt und die Philosophie ihre Autonomie und Leidenschaftlichkeit bewahrt. Nur so kann sie auch ihre Radikalität bewahren.

HARP: Die Harfe an ist in der antiken Tradition das Instrument des Apoll, u.a. Gott der Weisheit, des Lichts, der Mäßigung. In der Geburt der Tragödie stellt Friedrich Nietzsche Apoll Dionysos, den Gott des Rausches und des Theaters, als Antipoden gegenüber. Erst in der Vereinigung beider Prinzipien könne nach Nietzsche Kultur gelingen. Wir leugnen daher nicht die Bedeutung des Dionysischen (die in unserem militanten Arm, LÜRA [Lyrischer Überschwang / Radikale Aktion], verkörpert wird). Ebenso wie es auch in der philosophischen Kontroverse manchmal stürmisch zugeht. Es ist jedoch klar, dass in ihr das apollinisch-halkyonische Prinzip bestimmend sein muss.

 

Doch wie stets, hilft auch diese Formel nur sehr näherungsweise zu verstehen, was die HARP wirklich ist. Entscheidender ist, was wir konkret machen. Wir sehen uns als diffuse Plattform an, die der Förderung philosophischer Reflexion auch jenseits ideologisch-politischer oder akademischer Beschränkungen dienen soll. Im Prinzip kann sich jede_r mit uns assoziieren, der/die sich für Philosophie interessiert.

(Continued)

Ein Lesekreis in diesem Wintersemester

HARP-Lesekreis WiSe 2014/15

 

Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse

und

Zur Genealogie der Moral

– Zur Kritik der Psychologie des moralischen

(In-)Dividuums –

 

Unsere eigenen Gefühle und Verhaltensweise erscheinen uns oft wie ein Buch mit sieben Siegeln: Wir versteigen uns etwa an den Glauben an bestimmte Ideale, obwohl uns ihre Befolgung offensichtlich nur selbst schadet. Wir fühlen uns jedoch, indem wir diesen Idealen folgen, besser als der Rest der Menschheit, der diese Ideale nicht gewählt hat und erzielen so selbst durch unsere Opfer einen psychologischen Mehrwert. Der Rest der Menschheit wird gleichzeitig dafür verurteilt, dass er eine andere Wahl als wir getroffen hat. Wir fühlen uns ihm gegenüber sogar zu sehr unmoralischen Verhaltensweisen und Empfindungen berechtigt – weil es ja die „gute Sache“ ist, für die wir streiten, während die anderen unmoralische Egoisten sind.

Solchen und ähnlichen typisch moralischen Empfindungs- und Verhaltensweisen geht Nietzsche in den beiden Werken nach, die wir in unserem Lesekreis behandeln wollen. Es geht dabei nicht nur um eine abstrakte Analyse: Durch seinen oft sehr literarischen Schreibstil will Nietzsche nicht nur den Intellekt, sondern auch die Emotion des/der Leser_in ansprechen, um eine kathartische Wirkung zu erzielen. Denn Nietzsche sieht im moralischen Fühlen und dem daraus resultierenden Handeln eines der größten Probleme unserer Kultur: Pathologien, die er therapieren möchte. Seine Leitfrage: Was ist der Wert all der hohen Werte?

Vom Problem der Moral ausgehend entfaltet Nietzsche so eine umfassende Kritik an den Grundbegriffen der abendländischen Philosophie (wie „Wahrheit“, „Freiheit“ und „Gerechtigkeit“), der er vorwirft, bisher allein der ideologischen Rechtfertigung der Moral gedient zu haben.

 

Der Plan ist, bis zur Weihnachtspause Jenseits von Gut und Böse zu diskutieren und nach der Weihnachtspause Zur Genealogie der Moral. Interessierte können also recht unkompliziert während des Semesters ein- oder aussteigen.

Der Lesekreis ist ausdrücklich für Einsteiger_innen und Fortgeschrittene gedacht!

Das erste Treffen findet am 13. Oktober 2014 in der Rotunde (IG Farben-Haus) um 18 Uhr statt. Dabei soll ein regelmäßiger wöchentlicher Termin vereinbart werden und ein grober Lektüreplan. Wer an dem Treffen nicht teilnehmen kann, verpasst also nicht arg viel und kann sich einfach, am besten unter Angabe seiner/ihrer Terminpräferenzen, per E-Mail an harp [a t ] riseup.net anmelden.

(Continued)

Buchvorstellung Achim Szepanski: „Kapitalisierung Bd. 2“ // Mi, 8. 10. 20 Uhr // KoZ

Buchvorstellung zu Achim Szepanski:

„Kapitalisierung Bd. 2.

Non-Ökonomie des gegenwärtigen Kapitalismus“

Mit dem Autor und Frank Engster

am 8. 10. um 20 Uhr im KoZ (Campus Bockenheim, ffm)

 

Zur Buchmesse legt der in Frankfurt lebende Autor Achim Szepanski den zweiten Band seiner Studie „Kapitalisierung“ vor, die sich mit der Analyse des gegenwärtigen finanziellen Kapitalismus befasst.
Sein Projekt einer nicht-marxologischen Auseinandersetzung mit Marx’ Kritik der Politischen Ökonomie unternimmt den Versuch, die rasenden Gegenstandswucherungen globalisierter Sozio-Ökonomiken radikal als Phänomene monetärer Kapitalisierung zu lesen. Gegen die Hegemonie der in aktuellen Vielfachkrisenzeiten wieder herumgeisternden Modernisierungsversuche kapitalistischer »Real-Ökonomie« wird eingewandt, dass die moderne Finance keine Entstellung darstellt, sondern selbst noch in ihren exotischsten Instrumenten sich in die Logik des Kapitals einpasst und diese heute dominiert. Als neue Formen des Geldkapitals operieren Derivate zugleich als Technologien der Macht, die eine wesentliche Rolle in der Organisation der sozialen Beziehungen im Kapitalismus spielen. Es zeigt sich, dass Marx’ Kategorien nach wie vor essenziell für das Verständnis der finanziellen Maschinen sind, die Analyse der Realität des gegenwärtigen Kapitalismus aber auch neue Konzepte benötigt, die über die Marx’schen Texte hinausreichen.
Frank Engster lebt in Berlin und hat dort mit der Schrift „Das Geld als Maß, Mittel und Methode“ in Philosophie promoviert. Engsters Schrift weist das Geld und seine Maßfunktion als den blinden Fleck in der bisherigen Gesellschaftskritik aus und holt eben dieses Maß ein. Für die kapitalistische Gesellschaft wird gezeigt, dass das Geld Maß ist für dieselbe Ökonomie, die es gleich einer Messung zum Gegenstand hat, wenn es in den Warenwerten die produktive Kraft ihrer Produktion realisiert. Diese im Geld sich selbst messende Ökonomie ist letztlich nur ange-messen zu entwickeln, wenn sie als „Ökonomie der Zeit“ (Marx) ausgelegt wird. Das Geld ist das große Rätsel unserer Vergesellschaftung, aber es ist rätselhaft, weil es eine Lösung darstellt, und diese Lösung ist zeitlich: Das Geld begründet durch seine Funktionen einerseits und die realisierte Produktivkraft der Verwertung von Arbeit und Kapital andererseits das zeitliche Selbstverhältnis unserer Gesellschaft.

Veranstaltet von der Halkyonischen Assoziation für radikale Philosophie in Kooperation mit dem Institut für vergleichende Irrelevanz, dem Laika-Verlag, der Karl-Marx-Buchhandlung und dem AStA der Uni Frankfurt.

 

Link zur Ankündigung der Vorstellung des ersten Teils im Juni

 

Mitschnitte der „Zwei Zombie“-Vorträge

Inzwischen haben wir auch drei der vier Vorträge der „Zwei Zombies“-Reihe hochgeladen.

Viel Spaß beim Hören!

 

Mitschnitt des 27. 6. (Paul Stephan stellt die HARP vor, Jonathan Klein die rettende Subjektkritik von Cornelius Castoriadis)

 

Mitschnitt des 11. 7. (Georg Spoo über die Religionskritik bei Marx und Feuerbach, Paul Stephan über Stirner und Nietzsche)

 

Mitschnitt des Vortrags von Martin Dornis am 5. 7.

Der Vortrag von Martin Dornis „Die musikalische Aneignung der Zeit“ ist nun online:

https://www.mediafire.com/folder/ykpi74d5b8rzt//Mitschnitt%20Vortrag%20Martin%20Dornis

Er beinhaltet zahlreiche Musikbeispiele, die wir der besseren Qualität wegen nachträglich hineinkopiert haben, daher sind die Übergänge zwischen Stück und Vortrag manchmal nicht ganz fließend.

Den Abend moderierte Paul Stephan.

Habt eine halkyonische Zeit beim Hören!

 

 

Sa, 5. 7., 19 Uhr // Vortrag über Musiktheorie mit Martin Dornis // SIKS (Koblenzer Straße 9)

Die musikalische Aneignung der Zeit

 

Im Gegensatz zu vielen anderen Künsten, etwa der Malerei, verläuft die Musik deutlich erkennbar in der Zeit. Sie gilt deshalb nicht ohne Grund als die Zeitkunst per se. Bevorzugt in der Musik kann überhaupt künstlerisch bearbeitet werden, was für menschliches Leben von existenzieller Bedeutung ist: dass er sein Leben in der Zeit verbringt, es durch diese mit Anfang und Ende begrenzt ist, er mit der wenigen zur Verfügung stehenden Zeit etwas „Sinnvolles“ anfangen muss, sie ihm ständig jemand „stiehlt“, weshalb sie als „knapp“ gilt und „gespart“ oder, je nach Gusto, auch „entschleunigt“ werden muss.

Was Marx als Kern des revolutionär anzueignenden gesellschaftlichen Reichtums bestimmt: disponable time, ist indes für viele Menschen kaum noch denkbar. Wirklich freie Zeit, also eine, die weder für Produktion (Job, „Karriere“), noch für reproduktive und generative Tätigkeiten (Familie, Kinder, Haushalt) und auch nicht für geldvermittelten Konsum („Freizeit“, „Hobby“) vergeudet wird, ist schwer vorzustellen. Auch wenn das nicht moralisiert werden sollte (entspricht es doch spätkapitalistischer Vergesellschaftung unter kulturindustriellen Bedingungen), ändert es doch nichts daran, dass sich dabei um Zeit handelt, die von der totalisierten Gesellschaft annektiert und okkupiert ist, die also nicht zur freien Verfügung des Einzelnen steht. Wenn aber diese Grundlage von Emanzipation nicht einmal ansatzweise noch vorstellbar ist, dann bekommt materialistische Kritik allerdings ein handfestes Problem. Wer eine wirkliche disponible Zeit nicht einmal ersehnen kann, für den stellt es auch keinen haarsträubenden Skandal dar, für Familie, Karriere, Bürokratie und ähnlichen Klamauk auch nur eine Stunde an endlicher Lebenszeit hergeben zu müssen. Mit anderen Worten: es ist dann egal, ob einem die Lebenszeit durch Staat und Kapital enteignet wird (und – dies ist ihr Wesen – sie existieren von der Zeit, die sie den Individuen entreißen).

Musik könne, so Adorno, „nur durch sinnlich nicht Präsentes, durch Erinnerung oder Erwartung verstanden werden“. Damit ist sie, wie der Dirigent Peter Gülke formuliert, dazu in der Lage, der Hörerin oder dem Hörer durch konzentriertes Zuhören das Gefühl zu vermitteln, einem historisch konstituierten objektivierten Zeitstrom nicht länger ausgeliefert zu sein. Musik könnte so, und dies ist die These des Vortrags, ein entscheidendes Medium der Aneignung des gesellschaftlichen Reichtums in seiner Totalität darstellen, der im Kern wesentlich aus Zeit besteht. Bisherige Revolutionen sind auch deshalb gescheitert, weil genau dies bisher misslang.

Im Vortrag soll anhand einzelner Musikstücke dargestellt werden, dass sich Musik nicht nur mit der Zeit konfrontiert, sondern sie ein zentrales Medium der Konstitution der Zeit und ihres Subjekts ist.

 * * *

Der Vortrag knüpft an den Vortrag „Eingedenken der Natur“ (Horkheimer/ Adorno) durch Reflexion des Hörens als gesellschaftlicher Praxis an, der am 14. 2. im Rahmen der Veranstaltungsreihe Leben im Abgrund Selbstverwirklichung stattfand. (Link: http://www.kulturumwaelzer.de/?q=content/neue-musik-als-kritik-des-subjekts)

Veranstaltet von der HARP in Kooperation mit dem AStA der Uni ffm.

Veranstaltungsreihe Ende Juni / Anfang Juli

Zwei Zombies

 Von der Kritik der Religion der Subjektivität zur Kritik der religiösen Subjektivität und zurück

Zwei Vortragsabende am 27. 6. und 11. 7. in der Kriegkstraße 12

I. Fr, 27.6., 18 Uhr: Zur Kritik der Subjektivität

Vorstellung und Diskussion des Konzepts der Gruppe HARP

Murat Ates (Wien): War Buddha Poststrukturalist? – Zur Dekonstruktion eurozentristischer Subjektkritik

Jonathan Klein (ffm): Totgesagte leben freier: Zur Autonomie des Subjekts im Angesicht des Abgrunds

 

II. Fr, 11.7., 18 Uhr: Zur Kritik der Religionskritik

Georg Spoo (Freiburg): Die rettende Religionskritik von Feuerbach und Marx

Paul Stephan (ffm): Zweifelnde Ungläubige – Max Stirner und Friedrich Nietzsche


 

(Continued)